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24 Der Plan der Pläne

Aktualisiert: 10. Mai 2023

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„Es hat bereits funktioniert, er muss ihn nur bei sich tragen.“

„Wie soll dieses Ding bitte reichen? Das steht doch jeder vernünftigen Schulmedizin entgegen, Frau Professor.“

„Herr Barres, ob Sie es glauben oder nicht, aber Herrn Polymeropulos‘ gänzliche Anwesenheit steht jedweder Schullehre entgegen, dennoch ist er hier.“

„Was mir bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht so hundertprozentig geheuer ist, entschuldigen Sie, Herr Polymeropulos.“

„Hm?“

Ich blicke mich in meinem Zimmer um und nehme das gedämpfte Licht um mich herum wahr. Ich liege in einem normalen Bett, also bestimmt nicht mehr in der Klinik, sondern in privateren Räumen.

Allerdings nicht in meinen.

Ich versuche mich aufzusetzen und trete mit meinem Fuß versehentlich gegen die Schemen des Beistelltisches. Sofort nehme ich Schritte wahr und die dünne Schiebetür zu meinem Zimmer wird aufgeschoben und ich blicke in die drei überraschten Gesichter unserer Exorzistengruppe.

„Herr Kant, Sie sollten noch liegen bleiben.“

„Es geht schon, es geht schon, wo sind wir hier? Etwa in ihren Gemächern, Frau Professor?“

„Ich musste Sie ja irgendwo unterbringen, wo Sie nicht gleich in Panik verfallen würden, sollten sich Ihre Alpträume wieder melden. Oder besser gesagt, wo ihre Pfleger nicht gleich in Panik verfallen würden, angesichts Ihrer Schreie.“

Ich reibe mir das Nasenbein.

„Ja, ich habe erstaunlich gut geschlafen, wohl die ganze Nacht, wie spät ist es?“

„Es ist 16:00 Uhr.“

Gibt mir Barres mit einem Blick auf seine Uhr zurück.

„Wow, ich kann mich nicht erinnern jemals so lange geschlafen zu haben.“

„Ja, was das angeht...“

Mein Kollege blickt zur Audiatorin hinüber die mir eine Hand auf meinen Fuß legt.

„Sie haben zwei Wochen geschlafen, Herr Kant.“

Ich merke wie mir der Mund offen stehen bleibt.

Zwei Wochen...

„Wie kann so etwas möglich sein, Frau Professor?“

„Ihr Stadium war vor unserer Mission schon äußerst kritisch, Sie erinnern sich? Wir wussten, dass wir Sie für die Verfolgung benötigen würden, wir wussten aber auch, dass es Sie aufzehren könnte. Tja und dann,“ sie deutet auf mein Bein, „wurden Sie angeschossen. Das dürfte Ihnen dann den Rest gegeben haben.“

„Der Dämon...“

Barres zuckt mit den Schultern.

„Bis jetzt haben wir keine Spur. Er ist wie vom Erdboden verschluckt.“

„Hat es weitere Tote gegeben?“

„Bis jetzt keinen, der in das Muster gepasst hätte. Wir hatten die Vermutung er könnte sein Jagdverhalten schlichtweg verändert haben, aber Herr Polymeropulos ist da anderer Meinung.“

Der Geist schwebt jetzt auch näher an uns heran.

„Ein Dämon kann seine Art sich zu nähren und sein Opfer dahinzuraffen nicht ändern. Es liegt in ihrer ureigenen Natur, immer in ihrem besonderen und einzigartigen Stil zu töten.“

„Das heißt, er hat Falano verlassen?“

Der Geist schüttelt den Kopf.

„Das würde er nie tun. der gesamte Sinn seiner Existenz besteht darin in Falano zu sein und die Pforte nach Gehenna wieder zu öffnen, woanders hätte er wohl kaum die Chance dazu.“

„Also hält er sich zurück? Ist es das was Sie vermuten, Herr Polymeropulos?“

Merakor verzieht das Gesicht und nickt.

„Ich vermute es, aber wissen tu ich es nicht, das ist ein Verhalten das ebenfalls untypisch ist für diese gierigen Wesen. Aber von etwas anderem können und dürfen wir vor allem nicht ausgehen. Das Thema jetzt für erledigt anzusehen, würde ihm wortwörtlich Tür und Tor öffnen, seine Pläne vollständig in die Tat umzusetzen.“

„Dann müssen wir das Ritual noch einmal ausführen und ihn aufspüren.“

„Dafür fehlt uns eine frische Fährte.“

Barres wirft Merakor einen angewiderten Blick zu.

„Eine frische Leiche meinen Sie.“

Der Geist hebt den Zeigefinger und nickt Barres zu.

„Die letzte war leider nicht mehr zu gebrauchen, angesichts der starken Vermengung mit ihrer... Umwelt.”

„Wir müssen warten, bis es eine neue Leiche gibt und hoffen, dass wir die so rasch in die Finger bekommen, dass sie für das Ritual frisch genug ist? Ist das tatsächlich unser Plan?“

Fahre ich die anderen entsetzt an.

„Das kann doch unmöglich euer Ernst sein.“

„Ich fürchte wir haben keine andere Wahl, wir haben alles durchforstet, sämtliche Aufzeichnungen über Hadrat in den uns zur Verfügung stehenden Datenbanken und Bibliotheken. Aber es gibt keinen besseren Weg, um ihn aufzuspüren. Denn er wirkt vorerst nur in den Träumen seiner Opfer.“

Ich lasse ernüchternd meine Schultern fallen, angesichts der verdrießlichen Worte der Professorin.

Wenn sie keinen anderen Weg finden kann, dann kann das niemand.

„Die Opfer wissen erst überhaupt nicht, dass sie einen parasitären Dämon in sich tragen...“

Die Audiatorin nickt.

„So ist es, es tut mir leid, Herr Kant. Ich wünschte wir hätten erfreulichere Nachrichten zu Ihrem Erwachen gehabt“

Ich fahre mir mit der Hand durch die ungewaschenen Haare, aber das stört mich im Moment überhaupt nicht.

„Sie haben alle Ihr Bestes gegeben und wirklich tolle Arbeit geleistet. Es ist nicht das was ich hören wollte, aber wir werden das irgendwie schaffen. Bestimmt.“

„Auf jeden Fall, Herr Kant. Das haben wir noch immer.“

Nickt mir Sean bestätigend zu.

Leya Kor wendet sich an Barres und Polymeropulos.

„Meine Herren, ich bedanke mich für Ihren Besuch. Jetzt sollten wir unserem Herrn Kant noch etwas Ruhe gönnen. Wir wollen ihn ja nicht gleich wieder zurück in seine Träume jagen, indem wir ihn überanstrengen.“

„Natürlich, natürlich, dann werden wir morgen wieder vorbeikommen, wenn Sie es gestatten, Frau Professor?“

„Selbstverständlich.“

Mit diesen Worten bringt die Audiatorin die beiden nach draußen und kehrt anschließend alleine zu mir ins Zimmer zurück.

„Entschuldigen Sie, dass ich sie so rasch loswerden wollte, aber ich muss dringend mit Ihnen unter vier Augen sprechen, Herr Kant.“

Ich hebe die Augenbrauen.

„Ich habe es gefunden.“

Ich runzle die Stirn und noch ehe ich fragen kann, was sie eigentlich meint, greift sie unter mein Bett und holt einen kleinen Kristall hervor, der in einem feinen Magenta zu schimmern scheint.

"Lapis Somniorum."

Ich ziehe irritiert die Augenbrauen hoch.

„Das Artefakt, das Ihnen die Stille in Ihrem Schlaf zurückgebracht hat.“

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