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31 Die unsterbliche Erde

Aktualisiert: 10. Mai 2023

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"Vielleicht hätten wir ihn noch um ein paar Dinge bezüglich Xanti fragen können, bevor wir ihn in die Urne verfrachtet haben..."

Barres blickt zur Professorin und mir hinüber.

"Oder wissen Sie noch, Frau Kor, wie man mit den KIs fliegt?"

Die Audiatorin zieht überrascht die Augenbrauen hoch.

"Da muss ich Sie leider enttäuschen, Herr Barres, ob sie es glauben oder nicht, dafür bin sogar ich um 40 Jahre zu jung."

Barres reißt sofort die Augen weit auf, angesichts seines offensichtlichen Fauxpas.

"Entschuldigen Sie, ich wollte nicht..., ich wußte nicht,..."

Leya Kor tut es mit einer Handbewegung ab.

"Allerdings habe ich einiges darüber gelesen, auch das Ho Ganta Protokoll was das angeht. Kurzum kann trotzdem gesagt werden, dass KI gesteuerte Schiffe, wie Herr Polymeropulos ganz richtig erwähnt hat, immer die sichersten Schiffe waren. Sie können außerdem jederzeit mit ihr sprechen und Sie wird Ihnen in den meisten Angelegenheiten weiterhelfen können, insbesondere bei jenen, die umstandstypisch sind."

Barres wippt mit dem Kopf.

"Umstandstypisch. Wie zum Beispiel: 'Xanti, wie lange dauert es noch bis nach Terra?'"

"Ihren Zielort 'Terra' werden Sie in zwölf Stunden erreichen. Bitte planen Sie zusätzliche Zeit für die Zoll- und Einreisebehörden über die Aorta Oekonomia ein."

Bei dem Wort "Behörde" stellen sich mir schon die Haare auf.

"Ich habe völlig ausgeblendet wohin wir da ja eigentlich unterwegs sind... terranische Bürokratie, das wird wieder fantastisch werden."

Die Audiatorin nickt mir zu.

"Da weiß man wieder, warum man nicht öfter dort ist."

"Was meinen Sie damit? Ist die Bürokratie auf der Erde anders?"

Der Audiatorin kommt ein Lacher aus.

"Das kann man wohl so sagen."

Ich nicke Sean zu.

"Obwohl, oder vielleicht sogar weil, Terra die Wiege der Menschheit ist, gehört sie zu den wenigen bewohnten Planeten, die wir heute kennen, die nicht vereinigt sind."

"Die VEU, die USA, die Oceania, die KOJA, die ARAB, die AFRO, die SAO und die Zhongguo teilen sich den Planeten, aber über ihnen wehen mächtige geteilte Banner. Sie sind von so vielen unterschiedlichen Kulturen geprägt, dass eine vollständige Vereinigung, die natürlich oft angestrebt wurde, nie erreicht werden konnte."

Erklärt die Audiatorin mit einem Blick auf ihr Smartphone.

"Im Vergleich zu den Völkern von Falano ist das doch lächerlich."

"In Falano haben wir aber auch eine andere Kultur und Mentalität. Wir sind eine offene Nation, die schon aufgrund ihrer ureigenen Natur immer den Diskurs sucht. Unsere Prinzipien sind überschaubar, weil jede Person in Falano ein Migrant ist. Es gibt keine falanomer Ureinwohner."

"Ja, das ist wohl ein guter Punkt, vielleicht ist es deshalb so schwierig für uns diesen Wahnsinn zu verstehen, den sie dort fabrizieren."

Die Audiatorin nickt Sean zu.

"Davon bin ich überzeugt. Jedenfalls ist das der eigentliche Grund für diesen bürokratischen Wahnsinn. Es wundert mich fast, dass sie es zumindest geschafft haben einen einheitlichen Zugang zu Terra zu etablieren."

"Das ist die Aorta Oekonomia dann, oder?"

Fragt Barres weiter nach.

"Genau, sie ist die einzige Hyperraumroute, die zur Erde führt. Wir können über sie bis zum Mond der Erde reisen und müssen uns dort dann eine Flugerlaubnis auf den Planeten organisieren."

"Oder wir finden eine Färe."

Die Professorin nickt mir zu.

"Vielleicht wäre eine Färe grundsätzlich klüger, um zügiger voranzukommen. Aber, meine Herren, das sehen wir uns dann an, wenn wir den Erdenmond erreicht haben. Sie entschuldigen mich, ich denke ich werde versuchen etwas zu schlafen, bevor wir ankommen."

"Natürlich Frau Professor, erholen Sie sich."

Wir nicken uns zu und die Audiatorin verlässt den Aufenthaltsraum der Demon Hunter und lässt mich mit Sean gemeinsam zurück.

"Und, haben Sie mit Cornelius gesprochen?"

Sean blickt mich von der Seite her an.

"Ja, Professorin Kor war auch dabei, direkt nach unserem Eklat im Bahnhof in der Lincoln Street. Sie erinnern sich daran, was Sie mir in der Klinik gesagt haben?"

"Emilia Schönfels war dort, gleich nachdem ich angeschossen wurde..."

"Laut Ihrem guten Freund McClair hatte sie zu diesem Zeitpunkt allerdings Innendienst."

Ich runzle die Stirn.

"Aber die Sicherheitsaufnahmen, Sie haben sie doch gesehen?"

Sean nickt mir zu.

"Ganz genau, aber irgendjemand hat dafür gesorgt, dass besagte Aufnahmen aus unseren Archiven verschwunden sind."

Ich ziehe die Augenbrauen hoch.

"Sie denken, dass Cornelius sie verschwinden lassen hat? Was für einen Grund sollte er haben Schönfels zu schützen und ihr ein falsches Alibi zu verschaffen?"

"Ich habe keine Ahnung, bis jetzt ist mir nur soviel klar: Emilia Schönfels war am besagten Bahnhof während wir mit dem Dämon beschäftigt waren, McClair weiß oder will es nicht wissen, dass sie dort gewesen ist und die Aufzeichnungen die es belegt hätten sind aus unseren Archiven verschwunden, ohne, dass scheinbar ein Einbruch stattgefunden hat."

"Und Schönfels hat nicht den uneingeschränkten Zugang in die Archive, um das alleine zu bewerkstelligen..."

"Ganz genau. Deshalb haben die Professorin und ich versucht unser Wissen vor McClair so weit wie möglich zu verbergen."

Ich nicke Sean bestätigend zu.

"Eine ausgezeichnete Idee. Aber wie habt ihr unseren Aufenthalt und das was wir am Bahnhof gemacht haben dann erklärt?"

"Frau Kor hat ihm erklärt, dass wir sie in dem Fall um Hilfe ersucht hätten und sie herausgefunden hätte, dass ein Fluch auf dieses Mädchen gelegt worden wäre, der sie zu diesen Morden getrieben hätte. Wir wären am Bahnhof gewesen, um das Mädchen von ihrem Fluch zu entbinden."

"Was für ein Glück, dass sie eine Walaux ist."

"Tatsächlich, denn von McClair kamen keine weiteren Fragen. Allerdings..."

Sean blickt mich mit verzogenem Gesicht an.

"Er hat den Fall geschlossen."

Sean nickt mir zu.

"Vielleicht ist das auch besser so, immerhin bringe ich den Dämon gerade weg von Falano. Konnten sie mit ihm unsere jetzige Abwesenheit auch noch klären?"

Sean zuckt mit den Schultern.

"Sie sind ja offiziell immer noch im Krankenstand und ich auf Urlaub."

Ich massiere meine Oberschenkel, die sich nur langsam von meiner langen Inaktivität erholen.

"Das tut mir leid. Was sagt Wai dazu?"

"Nicht viel, ich hab ihm natürlich erzählt was wir vor haben, also nicht jedes Detail, aber so im Groben."

"Und das ist für ihn in Ordnung?"

Sean lässt seinen Blick aus dem Fenster in den weiten Raum des Alls gleiten.

"Es ist nicht so, dass wir eine Wahl gehabt hätten, oder?"

Ich zucke mit den Schultern und schüttle den Kopf.

Sean nickt, während er weiter mit dem Blick und den Gedanken durch endlose Weiten wandert.

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