top of page
AutorenbildSilven Aku

21 Graue Witterung

Aktualisiert: 10. Mai 2023

| | [21] | |


Wo bei den blasphemischen Göttern des Lovecraft bin ich hier?

Ich blicke mich um und betrachte ein seelenleeres Falano über dem ein grauer Schleier ausgebreitet liegt, der sich nicht von meinen Augen lösen will.

„Herr Kant?“

Eine dumpfe Stimme klingt an mein Ohr, während ich versuche die Umgebung um mich herum wahrzunehmen und zu ertasten, aber erfolglos.

„Ja?“

„Herr Kant, könne Sie etwas erkennen? Etwas das uns zu dem Dämon führt? Gibt es irgendwelche Spuren?“

Ich blicke weiter suchend um mich, ehe mein Blick auf einem schwarzen Nebelschwaden hängen bleibt. Sean Barres Sie Naturklugheit Sie. Eine Spur von dunkler Magie manifestiert sich tatsächlich in Form von schwarzem Nebel, wer hätte das gedacht.

Ich trete an die Schwaden heran und bemerke, dass sich der Nebel tatsächlich wie eine Fährte vor mir in die Stadt schlängelt. Faszinierend.

„Herr Kant?“

„Ja, ich habe die Spur, können Sie mir folgen? Ich kann Sie nämlich nicht sehen.“ „Sie scheinen eine transzendente Form angenommen zu haben. Wir können Sie sehen, aber es ist als wären Sie von einem grauen Schleier ummantelt.“

Gibt mir Polymeropulos zurück. „Ich habe so etwas schon einmal gesehen, Sie sind von Ihrem fleischlichen Körper losgesagt, wir müssen uns nur beeilen, ehe der Zauber nachlässt. Eine Reise zwischen den Welten ist stets sehr fragil und bei fallender Konzentration würden Sie rasch wieder zu uns zurückgeworfen.“ Ich nicke. „Dann folgen Sie mir, die Spur ist ganz deutlich vor mir.“ Wir verlassen die Pathologie und ich erfasse die Stadt in einer neuen Tiefe, wie ich es mir nie hätte vorstellen können. Als würden die Gebäude nur aus feinem Tuch bestehen und die zarten Strahlen der künstlichen Lichter in feine Schattierungen zerteilen. Zügig eilen wir durch die Straßen und zu meinem persönlichen Erstaunen und unser aller Glück, scheint uns die Spur nicht allzu weit weg zu führen. „Dort drüben. Da muss er sein.“ „Sind Sie sich sicher?“ „Ja, ohne jeden Zweifel, aber ich kann es nicht lesen, wo sind wir hier?“ „Das ist der Bahnhof in der Lincoln Street.“ „Wie kann ich...“ Und noch während ich fragen will, wie ich den Zauber aufheben kann, löst sich der Schleier von meinen Augen und ich blinzle schlaftrunken den Lichtern der wachenden Stadt entgegen. „Herr Kant, sind Sie in Ordnung?“ „Ja, geben Sie mir nur einen Moment, es hat mich doch mehr mitgenommen, als vorerst angenommen.“ Leya Kor, Merakor Polymeropulos und Sean Barres stehen neben mir und jetzt starren wir alle gemeinsam den Bahnhof in der Lincoln Street an. Wie vier absolute Vollidioten. Zumindest ist es das was sich die Leute um uns ohne jeden Zweifel denken, denn eines ist dieser Bahnhof mit absoluter Sicherheit nicht: Sehenswert. „Die Spur endet hier?“ Ich nicke der Audiatorin nur zu. „Wie können wir ihn da drinnen finden, jetzt wo der Zauber weg ist?“ „Das lassen Sie meine Sorge sein, dafür habe ich einen sechsten Sinn.“ Gibt uns Polymeropulos zurück, ehe wir uns daran machen das Bahnhofsgebäude zu betreten. Es gibt eigentlich nicht viel über den Bahnhof in der Lincoln Street zu sagen, außer, dass er eine der älteren Bauten der Farlines ist, die von den neuerlichen Renovierungsbestrebungen Kohlings noch vollkommen unberührt sind. Zusätzlich befinden sich an der Lincoln Street viele günstige Wohnanlagen, die insbesondere von den zahlreichen Arbeitern der Randfabriken belegt werden. Aus diesem Grund handelt es sich bei dem Bahnhof der Lincoln Street auch um einen sehr stark frequentierten Ort, also eigentlich kaum verwunderlich, dass es ausgerechnet hier einen Dämon hinzieht, der auf Wirtssuche ist. „Und wie gehen Sie jetzt vor, Herr Polymeropulos?“ Der Geist hebt nur den rechten Zeigefinger und schwebt durch die Bahnhofshalle die just in diesem Moment etwas beruhigt vor uns liegt. „Der Zug ist gerade abgefahren, wenn er den nicht genommen hat, hätten wir Glück, so ruhig ist es hier wahrscheinlich genau zwei mal am Tag.“ Erklärt uns Barres, der solche Sachen aus irgendwelchen Gründen immer weiß. „Da vorne ist er. Wir haben in der Tat Glück, er hat sich offensichtlich einen schwachen Wirt gesucht, die Dämonen sind wohl aus der Übung. Sie können mir später Danken, meine Damen und Herren.“

Polymeropulos zeigt auf einen stark beleibten Herren mit Halbglatze, der erschöpft an einem Metallgeländer lehnt und schwer atmet. „Wir sollten uns beeilen, das ist unsere Gelegenheit!“ „Warten Sie, Herr Polymeropulos, sind Sie sich wirklich sicher? Wir können nicht einfach irgendjemanden zur Rede stellen.“ Gibt uns die Audiatorin zu bedenken. „Hören Sie! Halten Sie mich für einen Dilettanten? Einen Stümper meines Faches? Ich der ich den Fürsten der Täuschung enttarnt und den ewigen Illusionisten verschwinden ließ? Der ich den großen Spiegelhallen des Wahnsinnes in den Krypten der Verwirrung entschlüpfen konnte? Der ich der ganz und gar teuflischsten Fata Morgana in den trostlosen Wüsten der Höllenkreise trotzte, nur mit meinem eisernen Willen als Proviant?“ Leya Kor hebt abwehrend die Arme. „Ich meine ja nur, Sie sollten sich wirklich sicher sein.“ „Meine Dame, ich würde mein Leben darauf verwetten.“ Barres verzieht etwas das Gesicht. „Das ist jetzt wahrscheinlich weitaus weniger gewichtig als Sie zunächst dachten, aber ich würde sagen wir müssen es riskieren, denn er macht Anstalten zu verschwinden.“ Wir eilen eine Treppe nach oben und stellen den Mann, während er sich vom Geländer abwendet. „Entschuldigen Sie!“ Der Mann blickt uns aus großen Augen an. „Ich? Wie kann ich Ihnen helfen? Sie überrumpeln mich etwas, die Herrschaften, was wollen Sie von mir?“ „Antworten.“ Fährt ihn Polymeropulos prompt an. „Sprich Dämon, wer hat dich beschworen!“ „Ich weiß nicht wovon Sie da reden, aber hören Sie bitte auf damit, Sie machen mir Angst.“ „Du hast Angst, ich zeige dir was Angst bedeutet!“ „Herr Polymeropulos warten Sie, sehen Sie doch, dort drüben.“ Barres deutet auf eine junge Frau, die zügig vom Bahnsteig nach unten in die Halle eilt, von ihrem Ärmel tropft Blut, nur wenige Meter von uns entfernt ist eine grässliche Fratze mit roter Farbe auf die Wand geschmiert worden. „Das ist der Dämon.“ Der Geist scheint kurz irritiert, ehe er antwortet. „Sie ist der Dämon, das hab ich im Gespür, oder mein Name will nicht Merakor Polymeropulos sein!“ Sie sind ja von allen guten Geistern verlassen, Herr Polymeropulos.

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

22 Besessen

bottom of page