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AutorenbildSilven Aku

11 Merakor Polymeropulos

Aktualisiert: 10. Mai 2023

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„Und jetzt? Wie haben Sie vor mit ihm zu reden?“

Der kleine Lichtkegel senkt sich über den offenen Sarkophag und wir werfen einen Blick auf die staubigen Überreste, die scheinbar nur noch von den Totenkleidern zusammengehalten werden.

„Dafür muss ich seinen Geist beschwören. Ich muss nur den Spruch richtig anwenden, wenn es wahr ist.“

„Sie scheinen sich ja sehr sicher zu sein.“

Ich werfe Barres einen müden Blick zu.

„Es ist auch für mich das erste Mal, ob Sie‘s mir glauben oder nicht.“

Ich schlage wieder mein Buch auf und nehme direkt die erste Seite zur Hand, die mir von Professor Kor nur ein paar Stunden zuvor geschickt worden ist.

„Nellächeh hif Polymeropulos Merakor, wiri lifind eg archai lifind!“

Wir warten.

Nichts passiert.

„Tja, zumindest haben Sie es versucht.“

„Warten Sie.“

Ein kühler Windhauch geht durch die Kammer und ein kalter Schauer jagt mir plötzlich über den Rücken.

„Fühlen Sie das auch?“

„Als würde sich eine eiskalte Hand um mein Herz legen...“, Sean schluckt, „Lassen Sie uns verschwinden, ich bitte Sie.“

Ich halte abwartend den Zeigefinger in die Luft gestreckt.

Plötzlich erlischt mein Licht und wir werden von vollkommener Finsternis ummantelt.

„Herr Kant, bitte machen Sie das Licht wieder an.“

„Elehi.“

Nichts passiert.

„Herr Kant?“

„Es klappt nicht.“

„Was soll das heißen?“

„Dass wir vermutlich nicht mehr alleine sind.“

Ich kann das beklommene Schlucken von Barres deutlich neben mir hören.

Meine Augen gewöhnen sich etwas an die Dunkelheit und mit einem Mal nehme ich einen feinen Schimmer, aus dem Sarkophag hervorkriechend, wahr. Ich trete näher an ihn heran und versuche einen weiteren Blick hineinzuwerfen.

„Wer stört?“

Eine unheimliche Stimme dröhnt durch das Gewölbe, während vor mir, wie aus dem Nichts, eine halbtransparente bläulich schimmernde Person aus dem Steingrab getorkelt kommt.

„Merakor Polymeropulos?“

„Ja? Vielleicht? Wer will das wissen?“

„Entschuldigen Sie die Störung, mein Name ist Naldor Kant und das ist mein Kollege Herr Barres. Wir sind von der Ordnungswache und benötigen dringend Ihre Hilfe.“

Ein scharfes Zischen geht durch die Kammer und lässt mir beinahe das Blut in den Adern gefrieren.

„Wissen Sie denn warum ich mich hier unten begraben ließ? Ohne Namen, ohne Familie? Um eben endlich meinen wohlverdienten Frieden zu bekommen. Ich habe kein Interesse an Ihrer Unternehmung, guten Tag.“

„Herr Polymeropulos wir wissen natürlich über Ihren großen Verdienst an der Stadt und wir wären nicht zu Ihnen gekommen, gäbe es eine andere Möglichkeit. Wir brauchen wirklich dringend Ihre Hilfe.“

Der transparente Mann fährt abrupt zu mir herüber und blickt mir aus seinen toten Augen direkt in die Seele.

„Sie wissen gar nichts, überhaupt nichts, über mich.“

Der Geist schwebt theatralisch durch den Raum.

„Ich, Merakor Polymeropulos, habe gegen die Horden der Hölle gekämpft, mit ihren vier Königen gerungen und Belial in seinem achten Kreis gebunden, auf dass sich das Tor niemals wieder öffnen lassen wird.“

„Wie waren Sie dazu in der Lage?“

„Ich hatte mein ganzes Leben dieser Aufgabe verschrieben, nur so konnte es mir gelingen die Dämonen endgültig aus unserem Reich zu vertreiben und ihre Kreise von unseren loszulösen. Es forderte alles von mir, letztlich sogar mein Leben.“

„Es scheint als wäre es jemandem gelungen diese Verbindung wieder aufzubauen.“

„Unmöglich, es müsste von beiden Seiten eine Brücke geöffnet worden sein, in genau demselben Moment, an genau dem richtigen Ort.“

„Unmöglich sagen Sie? Oder einfach nur mühsam?“

„Wenn das stimmt, dann wäre all meine Arbeit zunichte gemacht...“

„Wollen Sie das riskieren?“

Der Geist verzieht das Gesicht.

„Warum sollte ich Ihnen beiden glauben? Ich habe das Tor versiegelt und die Grenzen voneinander getrennt. Sie beide kommen mir nicht gerade wie Spezialisten auf diesem Gebiet vor.“

„Das sind wir wohl auch nicht, denn dank Ihrem Erfolg gab es seit vielen Jahren keine Notwendigkeit für Exorzismen mehr.“

„Und das soll sich jetzt geändert haben?“

Ich schlage mein Notizbuch mit den Skizzen der Fratzen aus Sarahs Zimmer auf und halte sie ihm entgegen.

„Kommt Ihnen das bekannt vor?“

Der Geist scheint wie eingefroren.

„Bei Achamoths vier Köpfen, woher haben Sie das?“

„Unser Opfer hat das vor ihrem Tod an die Wände ihres Zimmer gezeichnet.“

„Führen Sie mich hin.“

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