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„Das meinten Sie also mit ‚Schwarze Magie hinterlässt immer Spuren‘? Ich hatte angenommen es wäre etwas Subtileres, so etwas wie ein schwarzer Dampf der durch die Luft wabert, aber das ist ja selbst für mich jetzt recht eindeutig in der Interpretation.“
„Tja, diese nun doch recht deutliche Fährte, war nicht wirklich worauf ich gehofft hatte, aber vielleicht bringt es etwas Licht in die Sache. Zumindest haben wir wieder was worauf wir aufbauen können.“
„Und ganz klar von Schwarzer Magie durchwirkt, dieser Ort, das kann man spüren“, meldet sich Merakor zu Wort, „Spüren Sie es Herr Paris?“
„Barres.“
„Was sagte ich?“
Ich gehe in die Hocke und inspiziere den vor uns ausgebreiteten frischen Leichnam.
„Ich fürchte Sie müssen uns nun etwas entschuldigen Herr Polymeropulos, Ihre Anwesenheit wird auf längere Sicht wohl nicht unbemerkt bleiben und wir sollten zumindest diese Panik etwas vermeiden.“
„Panik? Warum sollte ich bei irgendjemanden Panik auslösen?“
„Wegen diesem... Geisterdings.“
Barres verzieht das Gesicht, während er auf Merakor deutet.
„Das nehme ich jetzt aber persönlich. Mich einfach wegzuschicken, jetzt wo wir eine Fährte aufgenommen haben. Mich, der ich mich unter dem Dröhnen der Fanfaren der Hölle erhoben habe, um Asmodai dem Wollüstigen offen entgegenzutreten! Der ich mit Leviathan durch die tiefsten Tiefen der höllischen See getaucht bin und Luzifer hoch in den Lüften den Wind aus den Flügeln gestohlen habe.“
„Für den Moment nur, Herr Polymeropulos, wir werden Sie verständigen, sobald wir mehr über die Person wissen.“
Ein Raunen, das einem die Nackenhaare aufstellt, geht durch den Raum und die feinen Konturen des halbtransparenten Merakor verblassen vollständig unter dem künstlichen Licht der Arena.
„Ist er weg?“
Ich blicke mich nur kurz um.
„Ich denke schon.“
„Dieser Polymeropulos ist doch ein komischer Kauz, finden Sie nicht?“
Ich zucke mit den Schultern.
„Gehen wir nicht zu hart mit ihm ins Gericht, wir wissen nicht wie das ist, von den Toten erweckt zu werden, meine ich.“
„Erinnern Sie mich daran, sollte ich jemals wieder mit Ihnen gemeinsam einen Fuß auf einen Friedhof setzen.“
„Ich kann mir auch durchaus Romantischeres vorstellen, ob Sie‘s mir jetzt glauben oder nicht.“
„Wen haben wir da?“
Barres deutet auf die Leiche vor mir.
„Tilman Gandradi, er war einer meiner besten Kunden“, ein Mann mit dunklem Teint tritt zu uns in den Raum, „Silvio Chiavelli, sehr erfreut. Sie müssen der Kollege von Herrn Kant sein.“
Sean nickt.
„Sean Barres, ebenfalls sehr erfreut, denke ich. Und Sie beide kennen sich?“
„Silvio ist ein alter Bekannter, ich spiele wohl hin und wieder ein zwei Partien gegen ihn.“
„Und ich verliere jedes verdammte Mal.“
Chiavelli lacht trocken. Etwas makaber angesichts der Umstände.
„Wahrscheinlich absichtlich, damit ich mir die horrenden Preise Ihrer Cocktails leisten kann.“
„Sie sind der Inhaber dieser Arena?“
Der Dunkelhäutigere nickt.
„Ganz richtig, ich betreibe einige Etablissements in der ganzen Stadt verteilt. Es passiert wenig, was mir entgeht.“
„Soviel also zu Ihren übernatürlich Spuren.“
Mein Kollege wirft mir einen müden Blick zu.
„Natürlich sollten wir der Spur folgen, die uns am deutlichsten vor Augen geführt wird, oder sind Sie da anderer Meinung, Herr Barres?“
„Überhaupt nicht, dann schauen wir uns das mal an. Kannten Sie Herrn Gandradi besser, Herr Chiavelli?“
„Ich würde nicht sagen, dass wir uns besonders gut kannten, aber er war eigentlich fast jeden Abend hier, soweit es mir bekannt ist und manchmal eben auch schon etwas zeitiger, wie sich nur schwerlich verleumden lässt.“
„Hat er auch gespielt, oder nur getrunken?“
„Er hat eigentlich nur gespielt, er führte regelmäßig die Championsliste an. Deckades zu spielen war wirklich sein Leben, eine Leidenschaft die er ganz und gar auszukosten pflegte.“
„Hat er damit auch sein Geld verdient?“
„Er hat nie gewettet, falls Sie das meinen. Aber ich kann mich auch nicht erinnern, dass er je Interesse daran gezeigt hätte, damit Geld verdienen zu wollen.“
Barres legt die Stirn in Falten, während ich wieder mit meinen Skizzen beginne.
„Wie hat er dann für sein Auskommen gesorgt? Wissen Sie das zufällig?“
„Natürlich ist es kein Geheimnis, dass er mit Fürstin Stoica verheiratet war, eine große Galari Angehörige. Als Mitglied im Kartellrat stehen ihr wohl generell viele Verdienstmöglichkeiten offen. Sie ist dafür bekannt ihre Männer gut zu versorgen, finanziell jedenfalls. Scheinbar ging da sonst nicht recht viel mit den beiden, da hab ich viele sonderbare Geschichten gehört, das können Sie mir glauben.“
Sean kneift die Augen zusammen.
„Ja, das tue ich, wir kommen darauf zurück, wenn das Thema an Brisanz zunehmen sollte. Hatte er öfter Probleme hier? Etwa Auseinandersetzungen mit schlechten Verlierern?“
Ich kann Barres‘ Blick auf mir spüren. Frech.
„Ich wüsste von nichts und körperliche Auseinandersetzungen sind auch recht unüblich zwischen Deckades Spielern. Das Verlieren sollte dem Gegen ja schließlich helfen sein Deck besser zu verstehen und Schwachstellen auszumerzen. Außerdem hat Gandradi niemals Karten von seinen Opfern genommen, wie es auch oft üblich ist. Aber Frau Stoica hätte ihm sowieso jede gekauft, die er haben wollte, von dem her. Er hatte eigentlich nur Freunde hier, wenn ich mich recht entsinne.“
„Was denken Sie, was passiert ist?“
Chiavelli wirft einen Blick auf die ausgestreckte Leiche.
„Ich weiß es nicht. Er ist einfach umgefallen. Bum.“
„Bum.“
Barres blickt ebenfalls zu mir und dem Leichnam hinüber.
„Haben Sie etwas Herr Kant?“
„Nur das dringende Verlangen dem Kartellpalast einen Besuch abzustatten.“